Roaming massiv günstiger

Bild: Pexels/Vlada Karpovich

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Ab dem 1. Juli 2021 gelten neue rechtliche Regelungen für das Roaming. Der Telekom-Experte Ralf Beyeler vom unabhängigen Online-Vergleichsdienst Moneyland.ch hat die neuen Roaming-Tarife analysiert. Fazit: Kunden bezahlen bei vielen Anbietern deutlich weniger als bisher.

Durch eine Änderung der Fernmeldeverordnung gibt es zwei wichtige Neuerungen beim Roaming für Kunden von Schweizer Mobilfunk-Providern. Erstens: Daten-Roaming-Pakete sowie gewisse Optionen für das Telefonieren im Ausland müssen mindestens ein Jahr lang gültig sein. Zweitens: Die Anbieter müssen die im Ausland geführten Telefongespräche in der Regel sekundengenau abrunden. Das rüttelt den Markt auf: Bei den Roaming-Angeboten gibt es für Schweizer Kundinnen und Kunden grosse Veränderungen. Zahlreiche Angebote verschwinden und neue kommen dazu.

Neue Daten-Pakete für mehrere Reisen

«Die wichtigste Neuerung ist, dass Daten-Roaming-Pakete neu 12 Monate gültig sein müssen», sagt der Telekom-Experte Ralf Beyeler vom Online-Vergleichsdienst Moneyland.ch. «Kunden können so gekauftes, aber noch nicht gebrauchtes Datenvolumen auch beim nächsten Aufenthalt im Ausland nutzen.» Verschiedene Schweizer Mobilfunk-Anbieter bieten ihren Kunden neu Daten-Roaming-Pakete an, die 12 Monate lang gültig sind. Dazu zählen Swisscom (inklusive Zweit- und Drittmarken Wingo, M-Budget Mobile und Coop Mobile), Sunrise (inklusive Aldi Suisse mobile), UPC, Digitec Connect, Quickline und Mucho Mobile.

Weiterhin 30-Tages-Pakete im Angebot

Wer nun denkt, dass es nur noch Pakete gibt, die 12 Monate lang gültig sind, täuscht sich: Sunrise beispielsweise bietet ihren Kunden zwar drei neue Daten-Roaming-Pakete an, die während 12 Monaten gültig sind – aber auch zwei Pakete mit einer Laufzeit von 30 Tagen. Beide Pakete bieten den Kunden unlimitiertes Internet, davon 60 GB in High-Speed. Beim zweiten Paket kommt noch unlimitiertes Telefonieren dazu. Diese Pakete kosten 39.90 Franken (für Prepaid-Kunden 49.90 Franken) beziehungsweise 59.90 Franken mit Telefonie (nur für Abo-Kunden erhältlich). «Beide Angebote richten sich an klassische Ferienreisende, die einmal im Jahr in die Ferien fahren und das Internet intensiv nutzen», erklärt der Experte Ralf Beyeler. Erstaunliches beim Blick in die neue Preisliste von Salt (inklusive Das Abo und Lidl Connect): Der drittgrösste Schweizer Mobilfunk-Netzbetreiber bietet die meisten bisherigen Roaming-Pakete mit limitierter Datenmenge weiterhin mit einer Gültigkeit von 30 Tagen an. Auf Anfrage von moneyland.ch erklärt das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) klar und deutlich: «Pakete, die eine limitierte Datenmenge enthalten, müssen ab 1. Juli 2021 zwingend 12 Monate gültig sein.» Zusätzlich zu den 30-Tages-Paketen bieten Salt, Das Abo und Lidl Connect für jede Roaming-Zone ein Paket mit einer Gültigkeit von 12 Monaten an. Diese Pakete kosten jedoch rund 100, 300 Franken und 400 Franken. «Das Verhalten von Salt ist wenig kundenfreundlich. Kaum jemand dürfte bereit sein, ein riesiges 10-GB-Daten-Roaming-Paket für teure 100 Franken zu kaufen. Mit ihrem Produktangebot ignoriert Salt die Bedürfnisse vieler Kunden», zeigt sich Beyeler erstaunt. Obwohl die geänderte Verordnung am 1. Juli in Kraft tritt, bietet Salt die Jahrespakete erst ab dem 10. Juli 2021 an. Der Telekom-Konzern betont auf Anfrage von Moneyland.ch, dass er auch die gesetzlich vorgeschriebenen Pakete mit einer 12-monatigen Laufzeit im Angebot habe. «Die kleineren und günstigeren Pakete entsprechen einem Kundenbedürfnis», erklärt Salt. Das Unternehmen stehe diesbezüglich im Kontakt mit dem Bakom.

Teure Unlimited-Pakete

Die beiden Sunrise-Marken Yallo und Lebara bieten keine Daten-Roaming-Pakete an, die während 12 Monaten gültig sind. Stattdessen haben die beiden Marken neu ein Daten-Roaming-Paket mit 10 beziehungsweise 60 GB Datenvolumen im Angebot, mit dem die Kunden unlimitiert mit langsamer Geschwindigkeit weiter surfen können, wenn die Daten aufgebraucht sind. Die Pakete kosten 15 beziehungsweise 45 Franken und sind während 3 beziehungsweise 30 Tagen gültig. «Es ist schade, dass Yallo und Lebara ihren Kunden keine Jahrespakete für das Daten-Roaming anbieten. Zahlreiche Kunden benötigen in den Ferien kein unlimitiertes Paket. Da eine grosse Menge enthalten ist, ist das Paket eher teuer», sagt Experte Beyeler. Gegen die neuen gesetzlichen Richtlinien verstossen die Anbieter jedoch nicht: Die beiden Pakete sind gemäss Bakom zulässig, da sie unlimitiertes Internet enthalten.

Das sind die günstigsten Anbieter

Mit den neuen Paketen können Schweizer Kundinnen und Kunden die gekauften Daten auf mehreren Ferienreisen übers ganze Jahr hinweg nutzen. Für den Vergleich hat moneyland.ch das Profil «Roaming in Europa während eines Jahres» erstellt: Ein Kunde überträgt innerhalb eines Jahres 6000 MB Daten und telefoniert 120 Minuten. Bei Angeboten, die weniger als ein Jahr gültig sind, wurde angenommen, dass der Kunde im Sommer während 14 Tagen sowie im Herbst während 7 Tagen in die Ferien reist und ausserdem noch zweimal an einem verlängerten Wochenende je 4 Tage lang im Ausland ist. Das Resultat: Der Prepaid-Anbieter «Mucho Mobile» ist mit Kosten von 77.80 Franken am günstigsten. Darauf folgt Swype von Yallo mit 87 Franken. Auf dem dritten Platz ist die Swisscom mit 111.60 Franken. Ähnlich teuer sind Aldi Suisse mobile, M-Budget mobile, Wingo und Quickline mit Kosten von rund 120 Franken. Diese Anbieter haben keine kundenunfreundlichen Angebote, die nur kurze Zeit gültig sind. Auffällig: Sechs von acht der günstigsten Angebote in diesem Vergleich sind ein ganzes Jahr lang gültig – bei den beiden anderen wurden Pakete kombiniert, die weniger lange gültig sind. Der Tipp von Telekom-Experte Ralf Beyeler: «Achten Sie darauf, dass Ihr Mobilfunk-Provider gute Daten-Roaming-Pakete anbietet, die während mindestens 12 Monaten gültig sind. Falls Sie gerne telefonieren, gilt dies auch für Telefonie-Pakete.» Es kommt allerdings auch auf den Preis an. So bietet UPC nur Pakete an, die 12 Monate lang gültig sind, ist mit Kosten von 378 Franken jedoch massiv teurer als andere Anbieter.

Wesentlich günstigere Tarife für die Sommerferien

Auch für Kunden, die lediglich für eine einzelne Ferienreise ein Roaming-Paket benötigen, haben sich die Preise im Vergleich zum Vorjahr teils stark verändert. moneyland.ch berechnet die Roaming-Kosten anhand des Profils «Roaming in Europa in den Sommerferien». Angenommen wird, dass der Kunde während 14 Tagen in einem EU-Land 1000 MB Daten-Roaming verbraucht und 60 Telefongespräche mit einer Gesprächsdauer von jeweils 2 Minuten führt. Sollte ein Anbieter keinen einheitlichen Preis für alle EU-Länder verrechnen, wurden die Konditionen für Spanien verwendet. Nicht berücksichtigt werden in der Auswertung Angebote mit Inklusiv-Roaming. Der Vergleich der Kosten für dieses Profil im Sommer 2021 mit dem Sommer 2020 zeigt: Der Kunde bezahlt bei fast allen Providern bedeutend weniger als im Vorjahr. Der wichtigste Grund: Die Anbieter müssen die meisten Roaming-Gespräche ab 1. Juli sekundengenau abrechnen, wie es die revidierte Fernmeldeverordnung vorschreibt. Am stärksten sind die Kosten bei Coop Mobile gesunken. Statt 98.50 Franken muss der Kunde noch 53.80 Franken bezahlen – eine Reduktion von 45 Prozent. Aber auch bei vielen anderen Anbietern sinken die Kosten für dieses Profil um bis zu 28 Prozent.

Bisher günstigste Anbieter verlieren ihren Spitzenplatz

Lediglich bei Yallo und Lebara schiessen die Kosten in die Höhe: Statt 40 Franken wie im Vorjahr verrechnen die beiden Marken im Vergleichsprofil neu 65 Franken. Das ist eine Preiserhöhung um 68 Prozent. Der Grund ist, dass Yallo und Lebara keine günstige Roaming-Pakete mit einer begrenzten Datenmenge mehr anbieten. Darum müssen Kunden die vergleichsweise teuren, unlimitierten Pakte kaufen. In den vergangenen Jahren waren die beiden Marken jeweils am günstigsten, neu platzieren sie sich in der unteren Tabellenhälfte. Bei diesem Profil gibt es einen klaren Preissieger: Der Genfer Prepaid-Anbieter Mucho Mobile ist mit 33.80 Franken am günstigsten. Darauf folgen Yallo Swype mit 42 Franken, ALDI Suisse Mobile mit 44.70 Franken und die Swisscom mit 46.70 Franken.

Bei diesen Anbietern kostet reines Daten-Roaming am wenigsten

Viele Kunden telefonieren im Ausland nicht mehr, sondern nutzen ausschliesslich mobile Internet-Verbindungen. Aus diesem Grund vergleicht moneyland.ch auch die Kosten für europäisches Daten-Roaming ohne Telefonie. Kunden, die 1 GB Daten-Roaming über ein Jahr verteilt nutzen, bezahlen bei Mucho Mobile mit 14 Franken am wenigsten. Aldi Suisse mobile, Digitec Connect, Sunrise, Swisscom und Quickline verlangen dafür rund 15 Franken. Wesentlich teurer ist UPC mit 60 Franken. Kunden von Salt bezahlen rund 100 Franken, weil sie dafür das Jahrespaket mit 10 GB kaufen müssen. Auch bei 3 GB Daten-Roaming über ein Jahr verteilt ist Mucho Mobile am günstigsten: 29 Franken. Rund 40 Franken muss der Kunde, der 3 GB Daten-Roaming nutzt, bei Sunrise, Swisscom und Quickline bezahlen. Ein anderes Bild ergibt sich für Nutzer, die 10 GB Daten-Roaming über das Jahr verteilt nutzen. Am günstigsten ist Sunrise mit rund 80 Franken, gefolgt von Swisscom mit rund 90 Franken und Mucho Mobile mit knapp 100 Franken.

Roaming-Falle lauert weiterhin

Auch im Jahr 2021 lauern noch zahlreiche Fallen beim Roaming. Wichtig ist, dass Kunden sich vor den Ferien über die Roaming-Bedingungen erkundigen und passende Optionen und Pakete kaufen. Ansonsten kann es schnell zu einer hohen Telefonrechnung kommen. Von zahlreichen Mobilfunk-Anbietern gibt es Abos mit Inklusiv-Roaming. Die sind zwar praktisch, da Kunden ihr Smartphone in Europa relativ bedenkenlos nutzen können. Allerdings sind die Abos für den typischen Ferienreisenden oft teuer. Wer nur einige Male pro Jahr im Ausland ist, bezahlt mit einer solchen Lösung in der Regel zu viel. Mit der Einführung der neuen Pakete, die ein ganzes Jahr gültig sind, lohnen sich diese Abos noch weniger. Eine Ausnahme können günstige Handy-Abos sein, die als Goodie noch eine kleine Menge Roaming enthalten.

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