Die fünf KI-Trends für 2024

Women of Influence 2023: Liz Centoni von Cisco Systems. (Bild: Cisco)

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KI-Technologien entwickeln sich in einem beispiellosen Tempo. Die Fortschritte der Künstlichen Intelligenz, insbesondere der generativen KI (GenAI), eröffnen neue Möglichkeiten, die unsere Wirtschaft, Arbeits- und Lebensweisen massgeblich verändern werden.

Der Cisco AI Readiness Index zeigt jedoch, dass zwar 92 Prozent der Schweizer Unternehmen über eine KI-Strategie verfügen oder sie entwickeln, aber nur 7 Prozent bestmöglich auf den Einsatz von KI vorbereitet sind. Liz Centoni, Chief Strategy Officer und EVP/GM of Applications bei Cisco, nennt fünf Technologiefelder, in denen KI im neuen Jahr verstärkt Einzug halten wird.

  1. APIs vereinfachen die Nutzung von KI
    Unternehmen haben einen wachsenden Bedarf, Daten, Automatisierung und Innovation schnell und einfach zu nutzen. Laut dem Cisco AI Readiness Index priorisieren allerdings nur 21% der Schweizer Unternehmen Budgets für die Einführung von KI gegenüber anderen Technologieinvestitionen. Eine Lösung wird die verstärkte Verwendung von Schnittstellen (APIs) sein. Über diese Abstraktionsebene werden im kommenden Jahr viele KI-Tools und -Services integriert. Solche "API-Abstraktionen" ermöglichen eine kostengünstige Einbindung von KI in Geschäftsprozesse, ohne dass Entwickler tief in die technischen Details der KI-Einführung eingreifen oder eigene Large Language Models (LLM) entwickeln müssen. Durch den Zugriff auf eine Vielzahl von KI-Funktionen über APIs können sich wiederholende Aufgaben automatisieren lassen und Entscheidungen auf einer besseren Datengrundlage getroffen werden. Ebenfalls werden sich 2024 APIs durchsetzen, die eine kundenindividuelle Umsetzung von KI ermöglichen. Unternehmen kombinieren dazu Schnittstellen verschiedener Anbieter und erzeugen damit KI-Lösungen für ihre individuellen Anforderungen. Die Verzahnung unterstützt zugleich die Zusammenarbeit mit externen KI-Experten, Start-ups und Forschungseinrichtungen. Aktuell sind bereits erste Modelle solcher kuratierten KI-Ökosysteme erkennbar – Modelle, die wir im kommenden Jahr häufiger erleben werden.
  2. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen bei KI-gestützten Cyberangriffen zusammenarbeiten
    2024 werden Unternehmen, Politik, NGOs und Zivilgesellschaft zunehmend durch KI-generierte Desinformation gefährdet sein. Laut dem Cybersecurity Readiness Index 2023 von Cisco sind nur 9 % der Schweizer Unternehmen resilient genug, um gegen Cyberangriffe zu bestehen – und nur 25 % haben überhaupt ein gutes Verständnis zu den verschiedenen Cyberbedrohungen durch KI. Technologieunternehmen und Regierungen werden darum 2024 gemeinsam daran arbeiten, Lösungen gegen KI-gestützte Bedrohungen wie Deepfakes, KI-Social-Bots oder geklonte Sprachaufnahmen zu schärfen und geeignete Cybersicherheitsmassnahmen zu implementieren. Auch werden Investitionen in die Risikoerkennung und das Training von KI-Modellen mit grossen Datensätzen zunehmen. Um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, müssen Unternehmen daher 2024 in fortschrittliche Sicherheitstechnologien investieren und dem Datenschutz höhere Priorität einräumen.
  3. Generative KI hält vollständig Einzug in die Geschäftswelt – auch im B2B-Bereich
    Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen innerhalb des kommenden Jahres KI implementieren. Darum stehen 2024 natürliche, sprachliche Schnittstellen (NLIs) für neue Produkte im Fokus, die von GenAI unterstützt werden. Die Hälfte der neuen Produkte wird solche Interfaces standardmässig integriert haben. GenAI wird ebenso die Interaktionen im B2B-Geschäft verbessern, Schnittstellen und Dienste für Datenzugriffe bieten und in vielen Geschäftsanwendungen eingesetzt werden. Dies betrifft vor allem Unternehmensaufgaben, die Daten analysieren und visualisieren, beispielsweise im Projektmanagement, in der Bewertung von Softwarequalität oder der Analyse von Compliance-Feldern sowie bei HR-Aufgaben. Es ist weiterhin abzusehen, dass spezialisierte KI-Modelle stärker in den Fokus rücken. Damit wird eine Verlagerung hin zu kleineren LLMs mit höherer Genauigkeit, Relevanz, Präzision und Effizienz gehen. So können beispielsweise LLaMA-7B-Modelle für Sprachaufgaben wie das Schreiben und Vervollständigen von Code oder die Klassifizierung von Bildern mit wenigen Aufnahmen («few-shotting») eingesetzt werden. Darüber hinaus wird die Multimodalität, bei der verschiedene Datentypen wie Bilder, Text, Sprache und numerische Daten kombiniert werden, die B2B-Anwendungsfälle in Bereichen wie Geschäftsplanung, Medizin und Finanzdienstleistungen erweitern und dort für kontinuierlich bessere Ergebnisse sorgen.
  4. Mehr Energieeffizienz beim Einsatz von KI ist wichtiger denn je
    Kleinere KI-Modelle, die auf spezifische Anwendungsfälle zugeschnitten sind, senken bereits 2024 die Energiekosten beim Einsatz von KI im Vergleich zu generischen Systemen. Diese spezialisierten Systeme werden auf hochpräzisen Datensätzen trainiert und erledigen die spezifischen Aufgaben deutlich effizienter. Im Gegensatz dazu müssen bei Deep-Learning-Modellen grosse Datenmengen verarbeitet werden, um Ergebnisse zu erzielen. Darüber hinaus wird die stark wachsende Anwendung der Energievernetzung zur Verbesserung der Energieeffizienz beitragen. Darunter versteht man die Kombination von Software Defined Networking mit DC-Mikronetzen. Damit können Unternehmen 2024 ihren Energieverbrauch und ihre Emissionen genauer messen. Viele Funktionen in der IT und in intelligenten Gebäuden können durch IoT-Sensoren automatisiert und durch integrierte Energiemanagementfunktionen effizienter gestaltet werden.
  5. Ethik und Frameworks spielen eine zunehmende Rolle für KI
    Die Einführung von KI ist ein bis heute einmaliger technologischer Wandel, der gleichermassen Innovationskraft und Vertrauen braucht. Allerdings: Laut Cisco AI Readiness Index fehlen bei 76 % aller Unternehmen weltweit umfassende Richtlinien, die die Nutzung von KI regeln. Angesichts der Risiken von GenAI herrscht weitgehend Konsens, dass solche Richtlinien und eine freiwillige Selbstkontrolle der KI-Branche generell nötig sind. Ebenfalls muss sichergestellt sein, dass Verbraucher Zugang zu ihren Daten und Kontrolle über sie behalten – ganz im Sinne der aktuellen EU-Datenverordnung. Dabei sind die Unternehmen selbst gefordert: Mit der wachsenden Bedeutung von KI-Systemen werden öffentlich verfügbare Daten für das Training der KI-Modelle bald nicht mehr ausreichen. Hochwertige Sprachdaten werden voraussichtlich vor 2026 erschöpft sein, sodass bald ein Umstieg auf private oder synthetische Daten notwendig wird. Das birgt allerdings das Risiko von unerlaubtem Zugriff und Datenschutz-Verletzungen. Die Verantwortlichen für den Einsatz für KI werden sich darum zu mehr Transparenz und Vertrauensarbeit in Bezug auf die Entwicklung, Nutzung und Ergebnisse von KI-Systemen verpflichten. Gerade Technologieunternehmen werden sich im kommenden Jahr darauf einstellen müssen, ein neues Mass an Offenheit zu zeigen – beispielsweise, welche Governance-Prozesse die interne Entwicklung, Anwendung und Nutzung von KI steuern. Sind sie in der Breite nicht in der Lage, einen vertrauenswürdigen Umgang mit KI glaubhaft nachzuweisen, wird auch der ordnungspolitsche Rahmen im kommenden Jahr enger gefasst werden.
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