Ransomware-Angriffe mit doppelter Erpressung nehmen zu

Bild: 123rf/Fractal Verlag

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Der Internet Security Report für das zweite Quartal 2023 von Watchguard Technologies zeigt die wichtigsten Malware-Trends und Bedrohungen für die Netzwerk- und Endpunktsicherheit auf. Die Analyse der Forscher ergab unter anderem, dass 95 Prozent der Malware über verschlüsselte Verbindungen übertragen wird. Eine weitere Erkenntnis: Es gibt zwar insgesamt weniger Endpunkt-Malware, gleichzeitig sind die entsprechenden Kampagnen aber breiter angelegt.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei Ransomware. Davon waren im Untersuchungszeitraum weniger im Umlauf, dafür zielten einzelne Angriffe deutlich häufiger auf Verschlüsselung plus Datendiebstahl ab. Sogenannte „Double-Extortion Attacks“, bei denen Unternehmen nicht nur mit der Freigabe „gekaperter“ Systeme, sondern auch mit der Veröffentlichung gestohlener Daten erpresst werden, sind inzwischen deutlich häufiger zu beobachten. Gleichzeitig sind ältere Software-Schwachstellen nach wie vor ein beliebtes Mittel für Angreifer.

Überblick über die wichtigsten Ergebnisse:

95 Prozent der Malware ist hinter Verschlüsselung versteckt – Ein Grossteil der Malware verbirgt sich hinter der SSL/TLS-Verschlüsselung, die von sicheren Websites verwendet wird. Unternehmen, bei denen am Netzwerkperimeter keine Prüfung des SSL/TLS-Verkehrs stattfindet, geht also höchstwahrscheinlich per se enorm viel Malware durch die Lappen. Darüber hinaus ist der Anteil von Zero-Day-Malware am Malware-Gesamtvolumen auf 11 Prozent gesunken – ein historischer Tiefstand. Bei der Untersuchung der über verschlüsselte Verbindungen übertragenen Malware wurden jedoch mehr „Evasive Malware“ erkannt. Deren Anteil liegt für den Untersuchungszeitraum bei 66 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass Angreifer die besonders raffinierte Malware nach wie vor hauptsächlich über Verschlüsselung verbreiten.

Gesamtvolumen von Endpunkt-Malware geht leicht zurück, wobei Verbreitung von Malware-Kampagnen gleichzeitig zunimmt – Die Zahl der Entdeckungen von Endpunkt-Malware war im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 8 Prozent leicht rückläufig. Betrachtet man jedoch die Trefferhäufigkeit bei Endpunkt-Malware nach Auftreten auf 10 bis 50 Systemen oder 100 oder mehr Systemen, stieg das Volumen um 22 bzw. 21 Prozent. Dies lässt den Schluss zu, dass vor allem weiter verbreitete Malware-Kampagnen vom ersten bis zum zweiten Quartal zugenommen haben.

Angriffe mit doppelter Erpressung durch Ransomware-Gruppen nehmen im Vergleich zum Vorquartal um 72 Prozent zu – Im Rahmen der Analyse entdeckte das Threat Lab 13 neue Erpressergruppen. Obwohl Doppelerpressungsangriffe deutlich anstiegen, gingen die Ransomware-Erkennungen auf Endgeräten im Vergleich zum Vorquartal um 21 Prozent und im Vergleich zum Vorjahr um 72 Prozent zurück.

Sechs neue Malware-Varianten in den Top 10 der Endgeräte-Erkennungen – Das Threat Lab verzeichnete einen massiven Anstieg von Treffern in Verbindung mit dem kompromittierten Installationsprogramm für 3CX. Mit 48 Prozent Anteil am Gesamtvolumen ist diesem einschlägigen Gefahrenszenario der erste Platz in der Top-10-Liste der Malware-Bedrohungen im zweiten Quartal sicher. Darüber hinaus ist der Trojaner Glupteba Anfang 2023 wieder aufgetaucht, nachdem er 2021 weitgehend von der Bildfläche verschwand.

Bedrohungsakteure setzen auf LOLBAS, um Malware auszuliefern
– Bei der Analyse der Angriffsvektoren und der Art und Weise, wie sich Bedrohungsakteure Zugang zu Endgeräten verschaffen, zeigte sich ein Anstieg von LOLBAS-Angriffen (Living Off The Land Binaries And Scripts). Die Fälle, in denen Windows-Betriebssystem-Tools wie WMI und PSExec missbraucht wurden, verzeichneten eine Zunahme von 29 Prozent. Dies macht 17 Prozent des Gesamtvolumens aus, während Malware, die auf Skripte wie PowerShell setzt, um 41 Prozent abnahm. Skripte sind nach wie vor der häufigste Verbreitungsweg für Malware und stehen hinter 74 Prozent der Entdeckungen. Browserbasierte Exploits gingen um 33 Prozent zurück und repräsentieren im zweiten Quartal dieses Jahres 3 Prozent des Gesamtvolumens.

Cyberkriminelle haben es weiterhin auf ältere Software-Schwachstellen abgesehen – Die Forscher vom Threat Lab verorten in den Top 10 der Netzwerkangriffe im zweiten Quartal drei neue Signaturen, die auf älteren Schwachstellen basieren. Eine davon geht auf das Jahr 2016 zurück und ist mit der Sicherheitslücke eines Open-Source-Lernmanagementsystems verknüpft, das 2018 stillgelegt wurde.

Kompromittierte Domains bei WordPress-Blogs und Link-Verkürzungsdienst – Bei der Suche nach bösartigen Domänen wurde das Team unter anderem bei „Self-managed Websites“ (z. B. WordPress-Blogs) und einem URL-Shortener fündig. Diese wurden kompromittiert und als Host für Malware oder Malware-Befehls- und Kontroll-Systeme missbraucht. Darüber hinaus kam das Watchguard Threat Lab einer von der Qakbot-Bande infiltrierten Website von einem Bildungswettbewerb im asiatisch-pazifischen Raum auf die Spur, hinter der sich die Command-and-Control-Infrastruktur des Botnetzes verbarg.

Alle Erkenntnisse basieren – entlang des Konzepts der „Watchguard Unified Security Platform“ und entsprechend der vorherigen vierteljährlichen Auswertungen – auf den anonymisierten, aggregierten Daten aller aktiven Watchguard-Lösungen für Netzwerk- und Endgeräteschutz, deren Besitzer der Weitergabe der Bedrohungsinformationen zur Unterstützung der Forschungsarbeit des Threat Labs zugestimmt haben. Im Rahmen des aktuellen Internet Security Reports kommen wieder die seit der vorherigen Ausgabe aktualisierten Methoden des Threat-Lab-Teams zur Normalisierung, Analyse und Präsentation der Berichtsergebnisse zur Anwendung. Die Ergebnisse im Bereich Netzwerksicherheit werden als Durchschnittswerte pro Gerät dargestellt. Darüber hinaus gibt es erweiterte Auswertungen rund um Netzwerkangriffe und Malware am Endpunkt.

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