Cyberbedrohungen gehören mittlerweile zum Alltag

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Der Umgang mit Cyberbedrohungen gehört für die Schweizer Wirtschaft mittlerweile zum Alltag. Viele Unternehmen konzentrieren sich jedoch ausschliesslich auf die eigene Organisation und vernachlässigen Drittparteirisiken sträflich. Zurückhaltung zeigen die Schweizer Firmen auch bei der zukünftigen Integration der digitalen ID in Produkte und Dienstleistungen.

Für die Schweizer Wirtschaft gehören Cyberattacken und deren Auswirkungen längst zur Realität: Wie eine Umfrage von KPMG Schweiz zeigt, erlitt beinahe die Hälfte (42%) der Unternehmen, die Opfer einer Cyberattacke wurden dadurch finanzielle Schäden und Störungen der Geschäftstätigkeiten. Bei 33% der Firmen gelangten vertrauliche Informationen an die Öffentlichkeit, und bei einem Viertel verursachten die Angriffe Reputationsschäden.

Besonders häufig von finanziellen Schäden betroffen sind Banken und Versicherungen. In diesen Branchen führten 75% der erfolgreichen Cyberangriffe zu finanziellen Verlusten.

Vernachlässigte Drittpartei-Risiken
In einer stark vernetzten Umgebung kennt Cyberkriminalität keine Grenzen. Deshalb ist es für Unternehmen entscheidend, die Risiken durch ihre Stakeholder richtig zu identifizieren. Trotzdem werden vielerorts Drittpartei-Risiken vernachlässigt. So gab knapp die Hälfte der Befragten (44%) an, dass sie über keine Kontrollinstrumente bei ihren Lieferanten verfügten. 38% der Unternehmen verzichten auf vertraglich bindende Bedingungen in Bezug auf Cyberrisiken. Ausserdem deckt die grosse Mehrheit (82%) der Cyber-Response-Pläne Vorfälle wie Angriffe auf Lieferanten oder Geschäftspartner nicht ab.

Auch bei M&A-Aktivitäten wird der Cybersicherheit noch nicht genügend Aufmerksamkeit ge-schenkt: Nur gerade 23% der Befragten geben an, dass sie diesen Aspekt in ihrem Due Diligence-Konzept berücksichtigten.

Mangelhafter Datenschutz und fehlende Cyberversicherungen
Vor wenigen Tagen traten die neuen EU-Datenschutzrichtlinien (GDPR) in Kraft. Diese gelten auch für Schweizer Firmen, welche Daten von EU-Bürgern verarbeiten. Obwohl GDPR von den Unternehmen verlangt, dass sie für den Fall von Verstössen gegen den Schutz von personenbezogene Daten über ein entsprechendes Szenario verfügen, fehlt dieser Punkt im Response-Plan von 64% der Befragten.

Weiteres Verbesserungspotential besteht bei Schweizer Firmen bei Versicherungen gegen Cyberrisiken: Weniger als ein Drittel (28%) der Befragten gab an, eine Cyberversicherung abgeschlossen zu haben. Häufigste Gründe für diesen Verzicht sind ein fehlendes Bedürfnis (68%), mangelnde Abdeckung (64%) sowie zu hohe Kosten (64%).

Blockchain und digitale ID am Horizont
Neue Technologien bergen auch immer neue Risiken. Bezüglich der Blockchain-Technologie rechnen 53% der Befragten damit, dass deren Einsatz neue Sicherheitsrisiken mit sich bringen wird. Allerdings hat nur eine kleine Minderheit (8%) bereits spezifische Massnahmen zur Bewältigung dieser Risiken ergriffen.

Ähnliche Zurückhaltung lässt sich auch bei der digitalen ID beobachten: 69% der Befragten sehen in der Etablierung eines digitalen Identitätsnachweises einen wichtigen Schritt in Richtung vertrauenswürdige Interaktion mit den Kunden. Aber nur gut ein Drittel der Unternehmen (35%) hat vor, digitale ID in ihre Produkte und Dienstleistungen zu integrieren.

Cybersicherheit als Wachstumstreiber
Die vierte KPMG Studie zum Umgang der Schweizer Wirtschaft mit den Bedrohungen durch Cyberkriminalität zeigt, dass die meisten Unternehmen zwar die Relevanz von Cybersicherheit anerkennen, aber nach wie vor zu wenig konsequent und zielgerichtet ihre Massnahmen um-setzen. «Dieser krasse Widerspruch dominiert die Cyberstrategien vieler Schweizer Organisationen», konstatiert Matthias Bossardt, Leiter Cyber Security von KPMG Schweiz. «Viele Firmen sehen Cybersicherheit ausschliesslich durch die Linse von Bedrohungen oder Risiken. Dabei können sie, wenn sie es richtig angehen, die Widerstandsfähigkeit ihres Unternehmens erhöhen und bei den relevanten Stakeholdern zusätzliches Vertrauen schaffen. Dies stärkt die Wettbewerbsposition und generiert zusätzliches Geschäft», so Matthias Bossardt weiter.

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