Mängel und schwarze Schafe bei Handy-Updates

Bild: Pixabay

Typography
  • Smaller Small Medium Big Bigger
  • Default Helvetica Segoe Georgia Times

Die ersten Smartphones haben die 1000-Franken-Preismarke geknackt. Umso mehr gewinnt die Frage an Bedeutung: Wie lange wird mein Gerät mit Software-Updates versorgt? Die Analyse von Comparis.ch. zeigt: Selbst bei Flaggschiff-Geräten ist nach drei bis fünf Jahren Schluss. Zudem gibt es schwarze Schafe, bei denen das letzte Sicherheitsupdate fast ein Jahr zurückliegt.

Smartphones haben mittlerweile die Preisklasse von Laptops erreicht. Das Galaxy Note 9 von Samsung kostet 1’049 Franken. Das Apple iPhone X beginnt bei 1’077 Franken. Damit haben Handys endgültig den Status des alle zwei Jahre zu wechselnden «Wegwerfgeräts» verloren. Doch wie lange halten die teuren Geräte tatsächlich? Der Online-Vergleichsdienst Comparis.ch hat untersucht, wie viele Jahre die Top-Geräte uneingeschränkt nutzbar sind. Zwar bekräftigen alle Hersteller, regelmässig ihre Smartphones upzudaten. Doch Tatsache ist: Erstens ist nach wenigen Jahren Schluss mit Updates. Zweitens gibt es schwarze Schafe bei Sicherheits-Updates. Und drittens lassen gewisse Hersteller einzelne Betriebssystem-Versionen ganz aus.

Nach drei bis fünf Jahren ist Schluss mit Updates
In der Schweiz nutzen laut der Comparis-Smartphone-Studie 55 Prozent der Smartphonebesitzer Android-Geräte; davon 39 Prozent Samsung und 6 Prozent Huawei. Weitere 41 Prozent der Befragten haben iPhones. Samsung bestätigt auf Anfrage von Comparis «monatlich bis quartalsweise Updates für die meisten Smartphone-Modelle» zu liefern. Über die Dauer der Updates macht der weltgrösste Handy-Bauer jedoch keine Angaben. Huawei versorgt alle seine Geräte drei Jahre lang mit Updates. Je nach Gerätekategorie könne die Wartungsdauer variieren. Google selbst wartet seine Geräte drei Jahre lang. Die Patches sind hier auch auf monatlicher Basis sofort verfügbar.

Als einziger Hersteller versorgt Apple nach eigenen Angaben sämtliche Geräte fünf Jahre lang mit Updates. Die Updates beinhalten dabei nicht nur Sicherheits- und Funktionsupdates, sondern auch neue Funktionen. Das diesen Herbst auf den Markt kommende iOS 12 soll zudem als erstes Betriebssystem-Update erstmals explizit ältere Geräte schneller machen.

Schwarze Schafe bei Sicherheits-Updates
Selbst bei den teuren Flaggschiff-Handys steht es bezüglich Sicherheitsupdates nicht überall zum Besten. Samsung und Google sind nebst Apple diesbezüglich vorbildlich. Fürs im Dezember 2017 gelaunchte Mate 10 Pro von Huawei (Verkaufspreis 799 Franken) wurde jedoch der letzte Google Patch im März 2018 bereitgestellt. Noch schlimmer sieht es beim HTC U11 (Verkaufspreis 749 Franken) aus. Das Gerät ist seit knapp über einem Jahr auf dem Markt. Doch seit November 2017 wurden hier keine weiteren Google-Patches zur Verfügung gestellt.

«Googles monatliche Sicherheitsupdates stopfen Lücken im Betriebssystem und verhindern so zum Beispiel Malware-Angriffe durch bösartige Apps», sagt Comparis-Digital-Experte, Jean-Claude Frick. Deshalb sei es sehr wichtig, dass die entsprechenden Geräte möglichst lückenlos aktualisiert würden. Eine Wartezeit von ein bis zwei Monaten sei dabei das Maximum. «Wer ein neues Handy kauft, sollte sich heute mehr denn je auch die Update-Kadenz anschauen», so der Experte.

Viele Hersteller überspringen Android 8.1
Das ist besonders auch im Hinblick aufs Betriebssystem interessant. Denn die Gerätebauer lassen sich teilweise mehrere Monate Zeit, neue Versionen bereitzustellen. Einzelne Updates werden sogar ganz ausgelassen. Ein Beispiel ist Android 8.1. Dieses Betriebssystem-Update hat unter anderem – und für den Handynutzer besonders interessant – deutliche Verbesserungen bei der Akku-Laufzeit bewirkt. Die Analyse von comparis.ch zeigt, dass Platzhirsch Samsung bei all seinen Flaggschiff-Geräten (Galaxy S8/S9 und Galaxy Note 8) noch immer mit Android 8 unterwegs ist.

Auch Huawei hat erst fürs P20 Pro die Version Android 8.1 bereitgestellt. Das Mate 10 Pro läuft ebenfalls noch auf Android 8. Gleiches gilt für das LG G6 und das HTC U11. Einzig die Google-Geräte Pixel XL und Pixel 2 XL laufen heute schon auf dem soeben lancierten Android 9.

Apple ermöglicht demgegenüber selbst älteren Geräten wie dem iPhone 6 aus dem Jahr 2014 die aktuellste Betriebssystemversion iOS 11.4.1. Alle von comparis.ch untersuchten Geräte konnten upgedatet werden und werden demnächst auch das iOS 12 bekommen, das die Performance für ältere Geräte massgeblich verbessern soll.

Generell müssen Besitzer von Nicht-Google-Handys lange auf neue Android-Versionen warten. Android 8 wurde von Google im August 2017 veröffentlicht. Auf dem Samsung Galaxy S8 kam es aber erst nach 7 Monaten an; nämlich im März 2018. Auch beim Update von Android 6 auf Android 7 beim Vorgängermodel Galaxy S7 dauerte es 7 Monate.

Etwas schneller ging es beim Konkurrenten Huawei: Das P10 erhielt Android 8 im Februar 2018, also rund 6 Monate nach der Veröffentlichung durch Google. Beim Smartphone P9 war Huawei mit 4 Monaten noch etwas schneller mit dem Android-Versionsupgrade.

Updates für Sicherheit, Funktionalität und Wiederverkaufswert
Smartphones zu hacken ist aufgrund des eingeschränkten App-Zugriffs auf die Benutzerdaten grundsätzlich schwieriger als bei Computern und Laptops. Die App-Stores sorgen für eine zusätzliche Sicherheitsprüfung der angebotenen Softwares. Geräte-Updates sind somit zwar für die Sicherheit wichtig. Für den Nutzer spannender sind allerdings Fehlerbehebungen und Funktionserweiterungen durch die Updates. «Eine kontinuierliche Versorgung mit Updates steigert zudem den Wiederverkaufswert des Smartphones», sagt Comparis-Digital-Experte, Jean-Claude Frick.

Methodik
Der aktuelle Softwarestand und Google-Patch-Level wurde am 14. August 2018 auf 15 verschiedenen Smartphones von Apple, Google, Samsung, HTC und LG von Comparis untersucht.

Wir verwenden Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind für den Betrieb der Website von wesentlicher Bedeutung, während andere uns dabei helfen, diese Website und die Benutzererfahrung zu verbessern (Tracking-Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie Cookies zulassen möchten oder nicht. Bitte beachten Sie, dass Sie möglicherweise nicht alle Funktionen der Website nutzen können, wenn Sie sie ablehnen.