DSAG-Umfrage: Was kommt nach einem harten Brexit?

Bild: DSAG

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Noch herrscht vor allem Ungewissheit in Sachen Brexit. Was ein harter Brexit für die Mitgliedsunternehmen der DSAG bedeutet, welche Folgen er für ihre SAP-Systeme hätte und wie sie sich bisher auf den Brexit vorbereitet haben, hat die DSAG in einer Kurzumfrage herausgefunden.

Am 29. März 2019 um Mitternacht erlischt nach aktuellem Stand die Mitgliedschaft Grossbritanniens in der Europäischen Union (EU). Doch etwas mehr als vier Wochen vorher gibt es noch keinen Deal über die Rahmenbedingungen. Was das für die Mitgliedsunternehmen der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) bedeutet, welche Folgen ein harter „British Exit“ (Brexit) für ihre SAP-Systeme hätte und wie sie sich bisher auf den Brexit vorbereitet haben, hat die DSAG in einer Kurzumfrage herausgefunden. Zentrale Ergebnisse: Die SAP-Anwender rechnen mit Chaos und Umsatzverlusten.

In der britischen Wirtschaft gibt es laut verschiedenen Medienberichten teils glühende Anhänger des Austritts aus der EU. In der Schweiz, in Österreich und in Deutschland sieht das laut DSAG-Umfrage anders aus. „Sollte es zu einem harten Brexit kommen, erwarten unsere Mitgliedsunternehmen in erster Linie Chaos. Zum einen, weil sie die notwendigen Massnahmen, die ein Brexit mit sich bringt, binnen sehr kurzer Zeit umsetzen müssten. Zum anderen, weil sie mit Problemen bei der Rohstoffbeschaffung, Produktionsausfällen und Lieferengpässen rechnen“, erläutert Ralf Peters, DSAG-Fachvorstand Anwendungsportfolio. Insbesondere hinsichtlich der Warenlieferungen nach und aus Grossbritannien sind die Umfrageteilnehmer skeptisch. Sie rechnen mit mehr Arbeit bezogen auf die Änderungen im Zoll- und Steuerwesen. Gleichzeitig befürchten sie, dass eine erschwerte Ein- und Ausfuhr zu höheren Kosten führt und es zu Problemen bei zeitabhängigen Liefergarantien kommt.

Strategieänderungen erwartet
Gefragt nach den erwarteten Auswirkungen eines harten Brexits führte ein Grossteil der Befragten zudem an, dass mit Umsatzverlusten und höheren Kosten gerechnet werde. „Bei einem Brexit ohne Freihandelsabkommen erwarten wir Mehrkosten durch zusätzliche Zölle, Preissteigerungen und härtere Konkurrenz am Markt“, ordnet der DSAG-Fachvorstand ein. Weitere Folgen könnten sein, dass Unternehmen Werke in Grossbritannien ablösen und komplett neue Business-Modelle entwickeln müssen. „Es wird bei vielen Unternehmen zu Strategieänderungen für die Produktion in Grossbritannien kommen und in der Folge natürlich auch zu organisatorischen und prozessualen Änderungen“, prophezeit Ralf Peters.

Über ein Fünftel noch unvorbereitet
Einige der Umfrageteilnehmer haben bereits ihren Import-/Export-Prozess auf den Prüfstand gestellt, Lieferanten- und Kundenbeziehungen sowie Warenflüsse analysiert und alle betroffenen Bereiche im Unternehmen ins Boot geholt. „Rechtliche Prüfungen, z. B. hinsichtlich notwendiger Vertragsumstellungen, gehören laut Umfrageteilnehmern genauso auf die Agenda, wie Überlegungen zur künftigen IT-Ausrichtung“, so Ralf Peters. Ob die Cloud dabei eine Lösung bietet, gelte es zu prüfen. Aus Expertensicht könnte sie hinsichtlich der Kurzfristigkeit eventuell ein Ansatz für einen Workaround sein.

Etwas mehr als ein Fünftel der Befragten hat sich noch gar nicht auf den Brexit vorbereitet. Einen Grund dafür sieht der DSAG-Fachvorstand in den weiterhin anhaltenden Verhandlungen. Gleichzeitig warnt er jedoch davor, zu lange zu warten: „Wenn die EU-Mitgliedschaft Grossbritanniens tatsächlich hart endet, sollten Unternehmen einen Plan in der Schublade haben. Daher empfehle ich, Arbeitsgruppen zu gründen und alternative Geschäftsmodelle zu diskutieren.“ Auch den Austausch mit anderen Unternehmen, Dienstleistern, Behörden, SAP und innerhalb der DSAG hält er für sinnvoll. „Es gibt nur wenige, die nicht von einem harten Brexit betroffen wären, dementsprechend lassen sich hier sicher Synergien nutzen“, so Ralf Peters.

DSAG bietet Hilfestellung
Laut der Kurzumfrage wären unter anderem das SAP Enterprise Resource Planning, das globale Handelsmanagement-System SAP Global Trade Services, S/4HANA, die Lösung für Governance, Risikomanagement und Compliance (SAP GRC) sowie die Personalwesen-Lösung SAP Human Capital Management vom Brexit betroffen. „IT-Verantwortliche sollten ihre SAP-Systeme daher unbedingt auf den neuesten Stand bringen, um notwendige Hinweise schnellstmöglich einspielen zu können“, empfiehlt Ralf Peters. Hier erwartet er auch seitens SAP grösstmögliche Unterstützung für die Anwender und eine intensive Zusammenarbeit.

Darüber hinaus arbeitet die DSAG derzeit unter anderem an einem Leitfaden zum Thema „Brexit und SAP“ und veranstaltet am 21.03.2019 im baden-württembergischen St. Leon-Rot einen Thementag rund um die Organisation und Umstellungen im SAP-System bei einem harten Brexit.

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